Ampeln


Ist noch rot oder schon grün?
Nach meinen Erfahrungen gehören diese Spielzeugampeln für Radfahrer zum Gefährlichsten, was die Verkehrsplanung für uns bereit hält. Das ist eine Entwicklung, die man dringend überdenken sollte.

Radampeln sollten nur an Radwegen stehen, die parallel zur Autofahrbahn verlaufen, um Radlern zwei Sekunden vor den Autofahrern grün zu geben. An allen anderen Stellen sind sie, wie ich inzwischen festgestellt habe, nahezu lebensgefährlich für Radler. Und zwar, weil man sie nicht sieht oder übersieht.

  • weil sie irgendwo an Masten angebracht werden, statt genau dort, wo der Radler sie sehen muss.
  • weil man meist viel zu dicht neben ihnen warten muss
  • weil man hochschauen muss
  • weil sie von Schildern verdeckt werden
  • weil die gesamte Verkehrslage und ihre  Funktion unklar ist
  • weil sie den Radler in falscher Sicherheit wiegen können
  • weil ihre Grünphase blitzkurz ist
  • weil die parallelen Fußgängerüberwege während er Rad-Rot-Phase oft mehrmals grün bekommen 
  • weil sie im Grün-Umlauf einer Kreuzung dem Autoverkehr immer nachgeordnet sind, anders übrigens als heute schon so mancher Fußgängerüberweg. 

Ampeln sind an sich das, was ein Radfahrer am meisten hasst. Denn er oder sie muss halten und den Fuß abstellen. (Autofahrer bleiben an Ampeln ja immer gemütlich sitzen.) Bei Radfahrern ist das Halten bei Normalhöhe des Sattels ein kleiner Balanceakt, weil man auf der Fußspitze steht.

Aber das größte Problem ist: Für Autos gibt es nur eine Sorte Ampeln, für Fußgänger auch. Für Radfahrer gelten drei verschiedene Ampelsysteme je nach Lage, sehr oft mit Systemwechsel an ein und derselben Kreuzung. 

  • Mal fahren wir wie Autos und es gelten die großen Ampeln.
  • Mal müssen wir auf den Gehweg, dann gelten die Fußgängerampeln. Sie schicken uns ihr Signal von der gegenüberliegenden Fahrbahnseite zu.
  • Mal gibt es Radampeln, die an meiner Haltelinie oder meinem Haltemasten angebracht sind. Dann sollte ich unter keinen Umständen auf ein Grünsignal auf der anderen Straßenseite reagieren. (Beispiele unten.)

Unsichtbare Ampel König-Karls-Brücke. Grün sieht man,
rot nicht. Es wird vom Schild verdeckt. 
Das Gefährliche: Die Fußgängerampel mit einem Radsymbol schickt uns ihr Signal von Gegenüber herüber. Ich schaue also hinüber und radle los, sobald das was Grün wird.

Tue ich das an einem Weg, der mit Radlerampeln bestückt ist, bin ich unter Umständen tot. Denn Radampeln stehen auf meiner Seite, dort wo ich halten und warten muss.

Oft sind sie klein und stehen nicht ganz in meiner Blickrichtung. Oder es stehen Fußgänger davor. Oder sie sind groß wie Autoampeln, hängen zu hoch und auch nicht unbedingt in meiner Blickrichtung.

Oder man sieht sie gar nicht beim Heranfahren (zumindest ihre Rotphase nicht), weil sie von Schildern verdeckt werden.

In Stuttgart sollen Radampeln nach meinen Erfahrungen bestimmte Situationen für Radler entschärfen oder klären. Oder sie sollen Radler an Stellen zum Halten bringen, wo sie nicht halten würden. Aber ich begegne auch hier keinen eindeutigen und einheitlichen System. Ich habe vier verschiedene gezählt.

Radampel am Radweg neben der Fahrbahn. Sie sind parallel zu den Autoampeln geschaltet und stehen an der vorgezogenen Haltelinie für Radler. An einer logischen Stelle also, die ins Auge fällt. Sie werden ein bis zwei Sekunden eher grün als der Autoverkehr Grün bekommt. Radler können vor den Rechtsabbiegern starten und werden gesehen. Beispeilsweise an der Ausfahrt Neckarstraße ins Neckartzor. Oder wie hier: Filderstraße Kreuzung Immenhofer Straße.  Gut.

Besonders gut, wenn sie wie hier den Übergang in Gegenrichtung einer Einbahnstraße regelt. (Hauptsätterstraße)

Die Radampel als Extra-Einladung für Radler. 

So eine Ampel steht in Möhringen. Sie soll offensichtlich Radfahrer (Schülerinnen und Schüler), die auf dem Radweg fahren, nachdrücklich ermahnen bei Rot für die Autos und Grün für die Fußgänger auch wirklich anzuhalten. Diese Radampel steht überraschenderweise nicht an der Haltelinie für Radler. Sie ist anderthalb Meter weiter hinten am Masten für den Drücker für die Fußgänger angebracht.


Nicht gut. 

Ähnlich lebensgefährlich ist die Ampel am Wilhelmsplatz in Cannstatt, wenn man von der König-Karl-Brücke her kommt und sich noch nicht auskennt.

Eindeutig ist sie nur, wenn man auf dem Radweg kommt, den man aber erst einmal finden muss. Kommt man vom Gehweg her, übersieht man sie. Schaue ich dann im Fußgängermodus nach drüben, habe ich Grün, obwohl rechts neben mir (im toten Winkel, denn ich schauer voraus und rüber) die Radlerampel Rot zeigt. Beim ersten Mal bin ich hier losgefahren und wäre fast von einem Lastwagen erwischt worden.

Ich halte Radlerampeln für höchstgefährlich, weil sie nach keinem vorhersehbaren System aufgestellt werden, sondern ad hoc mit mehr oder weniger Logik eine Situation irgendwie klären sollen. Ich muss immer die Situation kennen, um die Bedeutung der Radampel zu verstehen. Vor allem aber, um damit zu rechnen, dass hier eine Radampel steht. 

Nicht gut.

Oft stehen sie an Radwegen, die irgendwie anders verlaufen als der Fußgängerüberweg. Manchmal sollen sie es Radlern ermöglichen, in einem Zug durchzufahren. (Deshalb sehen Radler mit Grimm, dass die parallele Fußgängerampel mehrmals grün geworden ist, bevor sie selbst an ihrer Ralderampel grün bekommen. Viele wählen dann die Fahrt über die Fußgängerampel.)

Und oft ist ihre Start-Grünphase blitzkurz. Wie hier am Wilhelmsplatz in Stuttgart, Ausgang Torstraße. Die Grünphase an der Startampel (die viel zu hoch hängt!) dauert genau eine Sekunde. Man kann also nicht heranfahrend beschleunigen, um die Grünphase noch zu erwischen. Die Ampel ist wieder rot, wenn man am Bordstein ankommt, während die Radlerampel an der Verkehrsinsel noch Grün zeigt. Das Bedürfnis, Radler dem Umlauf für Autos unterzuordnen und so schnell wie möglich wieder von der Kreuzung zu haben, ist deutlich spürbar. Nachtrag: Genau das ist nicht mehr der Fall. Die Grünphase ist verlängert oder wenigstens in manchen Grünumläufen länger. 27.7.13)

Auch das ist so eine Ampel. Sie steht an der Pragstraße, wo Radler in die Löwentorstraße fahren können. Abgesehen davon, dass man sie gar nicht sieht, wenn man aus dem Rosensteinpark kommt, ist sie auch nachmittags und abends bei Sonnenschein unsichtbar. 

Genauer, man sieht nicht, ob sie Rot zeigt. Das erkennt man erst, wenn sie grün wird. Denn nur das Grün ist deutlich sichtbar.

Nicht gut.

Es gibt Autoampeln mit Radsymbol. 
Und da gibt es zwei Sorten. Die eine Sorte steht da, wo einst eine Autoampel stand, ist jetzt aber nur noch für Radler gültig. Sie sind so aufgestellt und aufgehängt, dass Autofahrer sie bequem als für sich gültig erkennen, Radfahrer aber nicht, weil ihr Blick nicht nach oben geht, sondern eher nach voraus und unten. (Radler müssen immer auf die Fahrbahn achten, auf Unebenheiten, Gullilöcher, Gegenstände.) So eine Ampel steht hier am Ausgang der Gutenbergstraße Kreuzung Schwabstraße Richtung Stadtmitte. Radfahrer, die hier regelmäßig fahren, berichten, dass sie sie lange Zeit übersehen haben.


Und es gibt Ampeln, die an Radwegen aufgestellt werden, um die Fahrt der Radler (und nur der Radler) zu unterbrechen. Die Ampel an auf der König-Karls-Brücke ist dafür ein Beispiel. Sie wird Rot, wenn Fußgänger zur Stadtbahnhaltestelle wollen. Vermutlich ist es Zufall, dass sie die Größe und Höhe einer Autoampel hat. Vielleicht wollte man das Signal deutlicher machen. Nur ist sie leider in Richtung Cannstatt unsichtbar, weil ein Schild die Sicht versperrt.

Und diese hier am Radweg Kaltentaler Abfahrt (Tallängsweg) ist auch so eine. Sie soll dem Bus die Ausfahrt ermöglichen. Sie ist zufällig klein. (Und glücklicherweise meistens grün.) Und sie steht deutlich sichtbar an der richtigen Stelle. Gut.


Warum kommt es an diesen Radlerampeln nicht ständig zu schweren Unfällen?
Ich kann mir das nur so erklären: Radler achten so gut wie gar nicht auf Ampeln, sondern schätzen die  Verkehrslage auf einer Kreuzung oder einem Überweg blitzschnell ein. Sie fahren ungeachtet aller Zeichen, wenn sie es für sich für gefahrlos halten. Eine Verkehrssituation einschätzen haben wir in vielen Jahren von kleinauf als Fußgänger gelernt. Das geht schnell. Die Verkehrsführung und Ampelsysteme der Radwege haben wir nicht verstehen und einschätzen gelernt. Deshalb verlassen wir uns lieber auf unsere lange Erfahrung im Straßenverkehr.

Wenn ich mir diese Ampelei für Radler so anschaue, komme ich zu dem Schluss:


  • Ampeln für Radler sollten exakt dem System für Autofahrer folgen. Die Radlerampel ist gleich Autoampel. Sie kann kleiner sein und muss tiefer hängen.
  • Radampeln müssen unbedingt in realer Blickrichtung der ankommenden Radler hängen. Tiefer und an logischer Stelle. 
  • Alles andere auch System 2 (Übergang vom Radspur auf Straße) sollte man abschaffen. 
  • Das Radsymbol sollte nicht auf Fußgängerampeln erscheinen. Wo der Gehweg Radweg oder für Radler freigeben ist, ist es auch der Fußgängerüberweg. 

Das erspart den Radlern den gefährlichen System- oder Konzeptwechsel, trotz optischer Ähnlichkeit der Signale.

Und es könnte dazu führen, dass sich Radler eines Tages nicht mehr als Einzelkämpfer und Pfadfinder im komplizierten Verkehrssystem sehen, wo Sonderregelungen für Radfahrer als Behinderung erlebt werden. Sondern als Verkehrsteilnehmer, die sich auf ein für sie logisches und einheitliches System einlassen wollen.

Siehe auch: Gefährliche Radampeln

5 Kommentare:

  1. Über die Ampel an der König-Karl-Brücke bin ich auch schon mal fast drüber gefahren. Zu dem Sichtschutz kommt noch dazu, das man an der Stelle überhaupt keine Ampel erwartet!

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  2. in nl wird sowas wieder abgebaut hält sich eh niemand dran

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  3. Wirklich? Am Löwentor sollte man sich dran halten, sonst wird man überfahren

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  4. Zusätzlich noch ein Punkt: gibt es Radfahrer- und Fußgängerampeln nebeneinander, sollten diese auch gleichzeitig grün bekommen. Sonst fahren Radfahrer schon bei Fußgänger-grün los, oder umgekehrt. Beispiel Neckartor, am Überweg über die Neckarstraße.

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  5. Man sollte sich generell halten. Vielen Radfahrern sind die Verkehrsregeln schlichtweg auch egal, vielen,nicht allen!

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