7. Mai 2016

Streitpunkt Radstreifen

Wie kommen Radfahrer/innen sicher durch Städte. Der WDR hat dazu ein Comic-Video gemacht, das ein paar Probleme und Lösungen benennt. Radstreifen sind meistens zu eng. Autos sind zu schnell unterwegs. 

Und Kreuzungen sind oft gefährlich geregelt oder gar nicht, oder Radler werden über Fußgängerampeln geschickt. Standards gehören dringend her. Und sie müssen auch eingehalten werden. Aber welche?

Es ist auch unter Radfahrenden heftig umstritten, was es denn nun sein soll, das den Radlern mehr Sicherheit und Raum gibt. Braucht man überhaupt irgendwas, könnten Radfahrende nicht alle mit den Autos auf den Fahrbahnen rollen, müssen sie in Fahrrad-Ghettos geschickt werden, also auf Radstreifen oder gar Radwege? Der Leipziger Blog RadLe hat Argumente gegen Radstreifen gesammelt.


Linksabbieger muss Radweg/Radstreifen
Schutzstreifen verlassen. (Wangen i.A.)
Demnach führen Radstreifen Radfahrende zwar auf der Fahrbahn aber eben am rechten Rand entlang. So bleiben sie außerhalb des Blickfelds von Autofahrern, eine Randerscheinung.
Beim Rechtsabbiegen können Radler im toten Winkel übersehen werden, was nicht passiert, wenn der Radler sich vor dem Kühler des Fahrzeugs befindet.

Der Autofahrer muss jetzt da unbedingt noch durch.
Viel zu knapp. (Karlsruhe)





Die vehemente Ablehnung dieser Radstreifen wird  dadurch beflügelt, dass Radler auf ihnen fahren müssen. Die Benutzungspflicht müsste dringend abgeschafft werden, sie ist echt ein uralter Hut aus Zeiten, da man Radfahrer von den Autostraßen verdrängen wollte.

Parkt dann ein Auto verkehrswidrig auf einem Radstreifen, setzt Revierverhalten ein. Fährt ein Radler - etwa weil er links abbiegen will - vom Radstreifen runter unter die Autos, fangen die an zu hupen. Auch hier setzt Revierverhalten ein.

Unstreitig ist, dass Radstreifen sicherer sind als Radwege, die von der Fahrbahn getrennt sind. Sobald Radwege an Kreuzungen auf Autowege stoßen, kommt es zu Unfällen. Die von vielen Radlern gefühlte Sicherheit auf Radwegen ist eine Täuschung. Radler auf Radwegen haben ein 5 Mal höheres Risiko, an einer Kreuzung umgenietet zu werden als Radfahrer auf Radspuren.

Radweg geht in Fahrbahn über. Rechtsabbieger
sieht Radler nicht und zwingt ihn zum Ausweichen
(Karlsruhe) 
Radfahrende sind um so sicherer, je mehr sie vor und hinter Autos fahren als neben ihnen. Denn dann fahren sie im Blickfeld des Autofahrers.

Das Fahrbahnradeln im Mischverkehr stresst allerdings viele Radfahrenden enorm. Sie trauen es sich nicht, sie fühlen sich zu langsam, sie wollen Autos nicht aufhalten oder behindern. Sie werden für ihr Gefühl zu knapp überholt, sie kriegen die PS-Aggressivität des Autoverkehrs direkt zu spüren. Sehr sehr viele Radfahrende scheuen die direkte Konfrontation mit Autofahrern. Die meisten Menschen sind sowieso überhaupt nicht konfrontativ aufgelegt, auf ihren Wegen zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause schon gleich gar nicht. Es ist also illusorisch zu erwarten, dass mehr Leute Lust kriegen mit dem Rad zu fahren, wenn man ihnen gar keine Wege dafür anbietet, sondern sie unter den Autoverkehr schickt. Vor allem Leute, die neu aufs Fahrrad umsteigen, brauchen sichtbare Radinfrastruktur.

Fahrbahntadeln muss man nämlich können. Auch da kann man viele gefährliche Fehler machen.  

Viele Radfahrende fahren auf ummarkierten Fahrbahnen viel zu weit rechts. (Sie wollen ja keine Autofahrer aufhalten) und gefährden sich damit enorm. Geht die Tür des geparkten Fahrzeugs auf, fallen sie unweigerlich.





Sogar auf dieser Fahrradstraße (Karlsruhe) fahren die Radler/innen viel zu weit rechts an den abgestellten Autos entlang. Auch sie schaffen es nicht, Platz für sich einzunehmen und die Autos, die hier noch fahren dürfen, in die nachgeordnete Position zu verweisen und zum Langsamfahren zu zwingen.

Auch diese beiden Mountainbiker fahren zu weit rechts. Sie verführen damit Autofahrer, sie im Kreuzungsbereich zu überholen, obgleich der Raum dafür eigentlich etwas zu knapp ist, denn am Ende der Querstraße muss der Radler wieder auf die Fahrbahn hzurückschwenken. Autofahrer, die Radler in so einer Situation überholen, beschleunigen dann auch kurz mal auf 60 bis 70 km/h, was zusätzliche Gefahren schafft. Fahrbahnränder sind übrigens zudem auch meistens ziemlich uneben.

So sieht es schon viel besser aus. Allerdings radeln die beiden jetzt nur deshalb mittiger, weil rechts ein Auto regelwidrig parkt. Sie werden jetzt gleich äußerst knapp von einem genervten Autofahrer überholt (der zuvor auch mich in meinem Auto überholt hat). Diesen Autofahrer holen sie und ich dann an der Ampel fünfzig Meter weiter vorn wieder ein.


Fahrbahnradeln (auf vier- bis sechsspurigen Hauptverkehrsachsen), das ist eher etwas für schnell fahrende junge Männer, die sich hochkonzentriert und reaktionsschnell mit ihrer Umgebung messen wollen und Lust auf Konfrontation haben. Für Jugendliche, sehr viele Frauen, ältere Menschen, langsame Radler/innen oder Radler/innen mit Kinderanhängern ist das nichts. Die weichen dann auf Gehwege aus oder lassen das Radfahren sein und nehmen wieder das Auto. Unsere Straßen müssen aber auch für Radfahrende befahrbar sein, die weniger agil, jung, selbstsicher  und reaktionsschnell sind. Ungefähr 80 Prozent finden es zu gefährlich, mit dem Rad zu fahren, weil es zu viel Autoverkehr gibt. (Gut, vielen von denen fehlt die Erfahrung, aber wir locken sie nicht aufs Rad, solange unsere Straßen so aussehen, als würden sie vom Autoverkehr beherrscht werden.)

Auch dieser Radler, der auf dem Foto (Paulinenbrücke) darüber zu sehen ist und so nervenstark wirkt, kam recht defensiv daher. Er radelte auf dem Trennungsstreifen der Fahrbahnen. Er hat es also zugelassen, knapp von beiden Seiten mit Tempo 50 überholt zu werden. Da darf man mit dem Lenker keinen Schlenker machen.
Eine echte Dooring-Falle (Neckarstr. zum Neckartor.) 






Den Radverkehr fördert man in der Tat aber auch nicht damit, dass man schmale Radspuren und halbherzige Schutzstreifen an die Ränder von Straßen legt, die kurz vor Kreuzungen oder Kreisverkehren aufhören und so dicht an geparkten Fahrzeugenvorbeiführen, dass jede sich öffnete Autotür den Radler hundert Pro erwischt.

Radverkehr erhöht man nur dann, wenn man den Autoverkehr einschränkt und Platz für Radfahrende schafft.

Mir fällt momentan dafür keine andere Lösung ein, als diesen Platz, den man Autos wegnimmt, damit Radfahrende ihn übernehmen, als für Radler reserviert zu kennzeichnen. Solche Radstreifen sind dann aber wirklich breit. So breit, dass Radler einander überholen können und genügend Abstand zu geparkten Fahrzeugen haben. Zugleich werden Kreuzungen so gestaltet, dass sich die Sicherheit für Radfahrende unbedingt und zuverlässig erhöht. (Beispiele dafür zeigt das WDR-Video.) Auch in Stuttgart müssen wir von der Vorstellung Abschied nehmen, ein Radstreifen/ Schutzstreifen könne noch zusätzlich auf die die Fahrbahn gequetscht werden.

Eine Lösung wären übrigens auch die so genannten sharrows, also Radzeichen mit Pfeilen auf der Autofahrbahn. Sie zeigen allen, dass hier Radler fahren.

Und dieser Revierkampf auf unseren Straßen wird nicht befriedet, wenn sich eine Stadt nicht auch zu ihrer Radkultur bekennt. Großangelegte Werbekampagnen fürs Radfahren lösen zwar immer das Gezeter aus, "Das Geld dafür wäre wahrlich besser angelegt", aber sie bringen das Radfahren positiv in die Öffentlichkeit. Kampagnen fürs Radfahren helfen.

P.S. Und im Übrigen möchte ich am rechten Fahrbahnrand (einem Radstreifen oder Schutzstreifen) am Autostau vorbei nach vorn zur Ampel radeln radeln können. Diesen Vorteil muss das Radfahren haben. Radler, die wie Autos zehn Minuten im Ampel-Stau stehen ... das wäre absurd. 





14 Kommentare:

  1. Such mal nach "Fahrbahntadeln" im Artikel.

    Zudem, willkommen im Club: http://www.huebsch-gemacht.de/radwege/txt/radfahrstreifen.html

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    1. Lieber Gast. Ich habe viele Artikel "gegen Radstreifen" gelesen. Und dass Fahrbahnradeln auch nicht so einfach ist und vor allem nichts für alle, habe ich hier dargelegt. Ich hätte gerne eine andere Lösung als Radstreifen! Aber mir ist keine eingefallen. Es wäre schön, wenn ihr, die ihr so sehr gegen Radstreifen seid, hier die Gelegenheit nutzt, Vorschläge zu machen, wie man viele Radfahrer auf die Fahrbahnen kriegt, auch die älteren, die etwas weniger selbstbewussten und so weiter. Wie kriegt man das hin? Ich weiß es nicht. Ich wüsste es gern. Ich würde hier gern etwas vorschlagen können, was Konsens unter Radfahrenden findet. Eine gute Lösung. Bitte helft mir.

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    2. 30 innerstädtisch. Das ist die Lösung.

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  2. Liebe Christine,

    wie so oft ein sehr schöner und richtig guter Artikel. Nur über eine Stelle bin ich gestolpert, nämlich

    "Sehr sehr viele Radfahrende scheuen die direkte Konfrontation mit Autofahrern. Die meisten Menschen sind sowieso überhaupt nicht konfrontativ aufgelegt".

    Und deswegen fahren sie nicht auf der Straße. Und deswegen braucht es mehr Radwege und ähnliches.

    Heißt das im Umkehrschluss, dass diejenigen, die mit dem Rad auf der Straße fahren, die Konfrontation suchen? Nein, es ist eher das selbstbewusste Statement, den Platz als vollwertiger Verkehrsteilnehmer zu beanspruchen, den man braucht und der einem nebenbei auch zusteht. Unsere Straßen sind nicht erst ab einer gewissen Motorleistung freigegeben. Sie sind frei für die 27-PS-Ente, für den 300-PS-Porsche und eben auch für den 0,3-PS-Radler.

    Wer als Schwächerer auf Konfrontation geht, zieht meist den Kürzeren. Das heißt aber nicht, dass man sich unterbuttern lassen muss.

    Viele Grüße
    Matthias

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    1. Lieber Matthias, wenn ich auf der Fahrbahn radle, also solchen, wo üblicherweise keine Radfahrer unterwegs sind und nebenan freigegebene Gehwege laufen, dann weiß ich, dass ich mich irgendwie psychisch panzern muss. Die Autos kommen von hinten, ich darf nicht auf den Gehweg flüchten, auch wenn das Auto lange hinter mir hängt. Das ist eine Art Konfrontation mit dem Autoverkehr. Ich muss es aushalten, dass sich hinter mir einer ärgert. Ich habe es als Autofahrerin umgekehrt oft erlebt, dass selbstbewusste Radler, auch mal Rennradler im Doppelpack, die Nerven verloren haben, wenn ich langsam und mit weitem Abstand hinter ihnen geblieben bin (weil die Kurven zum Überholen zu unübersichtlich waren) und mich an ihnen gefreut habe. Sie sind seitlich geflüchtet oder haben sogar angehalten, um mich vorbeizuwinken. Das meine ich mit "konfrontativ aufgelegt sein". Und das sind, wie ich feststelle, die wenigsten. Man muss "konfrontativ" nach nicht gleich als negativ verstehen. (In anderen Zusammenhängen tut man das ja auch nicht, etwa im Berufsleben, wo konfrontatives Verhalten junger Männer als gut für die Karriere empfunden wird.) Hätte ich vielleicht aber deutlicher ausdrücken sollen.

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    2. Das traurige ist, dass sich die Autofahrer ärgern anstatt Verständnis für den Radfahrer als vollwertigen Verkehrsteilnehmer aufzubringen. Dazu gehört gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt. Daran mangelt es erheblich, habe ich den Eindruck.

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  3. Liebe Christine,

    alles gut. "Psychisch panzern" finde ich übrigens eine passende Formulierung. Meiner Meinung nach musst du es allerdings nicht aushalten, dass sich jemand hinter dir ärgert. Du bist halt da. Und wenn das jemanden stört, ist das eher sein Problem. Hier kommen sehr schnell Wertungen mit ins Spiel. Warum ärgert sich der Hintermann? Weil er schneller ist? Vermeintlich stärker? Soll er sich ärgern...

    Ich bin übrigens beruflich auf mein Auto angewiesen. Mein Renner - ja ich bin Rennradler - nutze ich nur gelegentlich in meiner Freizeit. Und auch ich winke hin und wieder schnellere Verkehrsteilnehmer vorbei. Nicht aus Angst oder Stress, sondern um meinen Teil an einem friedlichen Miteinander beizutragen. Und als Autofahrer (ca. 3 Stunden pro Tag) ärgere ich mich selten über Radfahrer, sondern viel mehr über die Amtsschimmel, die manchen verkehrstechnischen Unfug zu verantworten haben.

    Und genau hier müssen wir ansetzen. Konfrontiert die Behörden mit der Realität und den Konsequenzen, die sich hieraus ergeben. Ich habe manchmal den Eindruck, dass primäres Ziel ist, möglichst viele Kilometer an Radverkehrsanlagen im Stadtgebiet zu haben. Über die Qualität macht man sich keine Gedanken. So kommen dann z.B. schmale "Schutzstreifen" heraus, die knapp an parkenden Autos vorbeigeführt werden, weil "für separate Sicherheitsräume kein Platz ist" (Zitat aus dem Schreiben einer Straßenverkehrsbehörde).

    Viele Grüße
    Matthias

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    1. Vielen Dank, Matthias. Ich winke als Radlerin Autos auch vorbei. Zum Beispiel fahre ich auf einer schmalen Straße auch mal nach links in ein Parklücke, damit ein Autofahrer schnell an mir vorbeikommt (die Parklücke würde ihm nicht reichen zum Überholen) und zeige ihm das an, etwa auf der Alten Weinsteige hoch. Ich habe dort auch schon eine Radlerin getroffen, die auf dem Gehweg hochfuhr und mich als Fußgängerin bewog, beiseite zu treten, damit sie nicht anhalten muss. Auf meine Frage: "Warum Gehweg?", antwortete sie: "Was glauben Sie, was die Autofahrer mit mir machen?". Die Einschätzungen einer Situation sind von Radlerin zu Radlerin also ziemlich verschieden. Ich nehme deinen Gedanken jetzt mal auf, dass wir uns weniger über Radstreifen etc Gedanken machen als vielmehr darüber, wie Radler wirklich komfortabel durch die Stadt kommen.

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    2. Genau hier ist einer der Gründe, warum wir uns in Deutschland so schwer tun. Wir reden gerne von "den Radfahrern". Diese Gruppe ist so heterogen - und dies wird noch verstärkt dank der E-Bikes - dass eine Lösung für Radwege nach dem Motto "one size fits all" scheitern muss.

      In vielen Fällen wären wir einen Schritt weiter, wenn die Benutzungspflicht aufgehoben wird zugunsten von Gehwegen, die für Radfahrer freigegeben werden. Wie in dem Beispiel von dir. Lange Steigungen, stark befahrene Straßen bieten sich für diese Alternativen an.

      Ein weiterer Punkt geht vor allem an die Straßenverkehrsbehörden. Verständlicherweise gibt es dort ein Interesse, den Verkehr möglichst flüssig und zügig zu gestalten. Nur: Wie hoch ist typischerweise die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Autos in der Stadt? Und wie groß ist dann das "Behinderungspotential eines Radlers, der mit Tempo 20-25 km/h (nicht unrealistisch, auch wegen steigender Zahlen von E-Bikes)auf der Straße fährt?

      Egal, wie man das Kind am Ende nennt. Steigenden Zahlen von Radfahrern müssen die Verantwortlichen Rechnung tragen in Form von mehr Platz für diese Verkehrsform - gerade in Ballungszentren und Innenstädten. Was wäre denn, wenn all diese Radler auf einmal aufs Auto umsteigen würden? Da würde so manche Stadt ganz schön alt aussehen. Die Richtung ist also vorgegeben....

      Viele Grüße
      Matthias

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  4. Wenn man was aufmalen muss, dann bitte da, wo es sicher ist: Mit ausreichend Abstand zum rechten Rand oder Parkstreifen, und weit genug links, dass an überholen im Fahrstreifen nicht zu denken ist. Also Soester Schutzstreifen. Die ganze Geschichte steht hier: http://www.soester-anzeiger.de/lokales/soest/bezirksregierung-will-fahrradspuren-soest-abschaffen-6246040.html
    Man kann aber da auch Sharrows aufmalen. Die Malerei hat immer einen Nachteil: Dort, wo sie (noch) nicht ist, denken viele, dass man dort nicht Rad fahren darf.
    Ohne Aufklärung geht es in keinem Fall. Die Abneigung gegen Rad fahren auf der Fahrbahn ist weit verbreitet und führt zu gefährlichem Verhalten, von beiden Seiten.
    Und, Christine, Du möchtest am Stau vorbei bis vor zur Ampel fahren können. Ich will das auch. Da hat man aber die ganzen Probleme der Schutzstreifen. Am besten wäre es, es gäbe keinen Stau. Und das wollen doch alle, oder?

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  5. Das ist vielleicht etwas drastisch formuliert, aber ich halte den Autoverkehr für durch und durch böse und aggressiv. :)

    Warum? Einfach aufgrund des Verhaltens, dass mir die meisten Autofahrer entgegenbringen: 1) Viel zu dichtes Überholen (täglich) bzw. Überholen im Kreuzungsbereich (ist das nicht eigentlich sogar verboten?); 2) mutwilliges Betätigen der Scheibenwaschanlage (meist außerhalb der Stadt da hier das Risiko gestellt zu werden geringer ist, kann durchaus ins Auge gehen wenn man ohne Brille unterwegs ist); 3) absichtlich den Rad-/Schutzstreifen bei Stau bzw. stockendem Verkehr blockieren (Autofahrer sieht mich von hinten kommen und zieht rechts rüber, allein im letzten Monat zwei mal erlebt); 4) Überholmanöver aus der Gegenrichtung (auch meistens außerhalb der Stadt, Auto zieht mit 70-100 km/h raus auf meine Spur und kommt frontal auf mich zu gerast, allein dieses Jahr schon drei Mal erlebt, einmal war's ziemlich knapp, da hätte ich auch tot sein können wenn ich nicht absolut die Linie gehalten hätte, ein Ausweichen meinerseits war nicht möglich wegen einer Schutzplanke).

    Darum: Radspuren hin oder her, die meisten Autofahrer würden gut daran tun ihr Verhalten gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern, vor allem Radfahrern, drastisch zu überdenken. Da sollten meiner Meinung nach auch die Fahrschulen mehr in die Pflicht genommen werden.

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    1. Hallo FS,
      was Du schreibst habe ich im Ansatz auch alles schon erlebt. Umgekehrt bin ich viel mit dem Auto unterwegs und kann Dir versichern, da ist es untereinander auch nicht anders. Wenn ich nicht aufpassen würde wie ein Schießhund, wäre mein derzeitiges Auto nicht mein 4tes sondern mindestens das 20ste oder ich wäre schon tot. Es war dabei: Abdrängen auf der Autobahn durch drei gut gelaunte Insassen ohne Bemerken der Situation, Überholen trotz Gegenverkehr mit Bremsen meinerseits bis zum Stand, Nötigung bei 120km/h-Begrenzung (Abstand 2(Zwei)m), etc.
      Das Problem ist die gegenseitige Rücksichtnahme und entsprechende Vorsicht. Solange in Berichten Verkehrsstrafen bei z.B. Geschwindigkeitsüberwachungen als "Abzocke" bezeichnet werden, ist klar welche Gesinnung dahinter steht. Ich habe in meiner langen Verkehrsteilnahmezeit nur ganz wenige Strafzettel erhalten, weil ich versuche mich an die Regeln zu halten und anderen gegenüber rücksichtsvoll zu verhalten.
      Übrigens, was Christiane geschrieben hat stimmt. Einen Radfahrer sicher zu Fall zu bringen ist die Methode, langsam und rücksichtsvoll hinter ihm herzufahren. Das klappt schon seit 30 Jahren. Zuerst wird der Radfahrer langsamer, dann fängt er an zu schwanken und dann "springt" er ab. Es ist aber keine Masche von mir, es passiert einfach.
      Viele Grüße
      Karin

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    2. Das ist krass, was du erzählst. Ich habe ja hier mehr von der Innenstadt geredet. Was du erzählst, scheint sich auf "Landstraßen" oder großen Ausfallstraßen zu ereignen. Da sind diese niedlichen kleinen Radstreifen Blödsinn, da müssen breite parallele Radwege her, die allerdings auch immer gut in Schuss gehalten werden müssen. Ich sehe das aber auch wie du: Die meisten Autofahrer täten gut daran, sich klar zu machen, das Radfahrer nicht ihre Feinde sind, sondern ihre Freunde. Denn je mehr Menschen auf der Straße, auf der sie mit dem Auto unterwegs sind, mit dem Fahrrad fahren, desto geringer wird die Staugefahr. Komisch, dass Autofahrer das überhaupt nicht kapieren. Es will nicht in ihre Köpfe hinein, sie glauben meistens, Radler nähmen ihnen etwas weg, sie sehen nicht , dass Radfahrer ihnen vor allem Raum zurückgeben. DA kann man doch freundlich zu Radfahrern sein. (Wir sind doch eine ziemlich schwachsinnig auf Feindschaft gebügelte Gesellschaft, denke ich manchmal.) Ein Auto als Waffe gegen Radfahrer einzusetzen, das geht gar nicht. Der Autofahrer möge ich auch mal klar machen, wie er sich fühlt, wenn er dann mal einen Radfahrer erwacht und tötet oder folgenschwer verletzt. Als Held? Nein, so wird er sich nicht fühlen, sondern er wird mit heftigen Schuldgefühlen zu kämpfen haben.

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    3. Liebe Karin, es war jetzt allerdings nie meine Absicht, einen Radler zu Fall zu bringen, indem ich in höflichem Abstand hinter ihm her fahre, sondern ihn nicht zu bedrängen. Ich stelle aber auch verwundert fest, dass das so manchen Radler nervöser macht, als wenn ich vorbei drängeln würde. Vielleicht auch eine typisch menschlich-soziale Reaktion: Wenn ich höflich und vorausschauend fahre, dann fährt der andere ebenfalls rücksichtsvoller und höflicher. (Das Phänomen, dass in einer engen Straße bei einer Begegnung beide Fahrzeuge sich im Ausweichen in eine Parklücke an Zuvorkommenheit übertreffen).

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