24. März 2014

Stuttgart ist eine geniale Fahrradstadt

Manche brauchen etwas länger, bis sie etwas kapieren. Zum Beispiel ich. In Stuttgart kann man eigentlich ganz gut radfahren. Aber eines ist wirklich genial. 

Jetzt habe ich es auch gemerkt: Stuttgart besitzt etwas für Radfahrer, was uns so leicht keine andere Stadt nachmacht, nämlich den Schlossgarten und damit eine kilometerlangen ampel- und stoppfreie Fahrt durch die Innenstadt.



Ich habe ja verschiedendlich über den Schlossgarten gewettert, weil sich dort Radler durch Fußgänger schlängeln müssen, je schöner das Wetter, desto größer das Chaos. Ich habe andererseits auch immer wieder Kommentare von Radfahrern bekommen, die mir sagen, ich könnte mir noch so viele Alternativrouten ausdenken, sie würden immer durch den Schlossgarten fahren. Jetzt weiß ich, warum.

Kürzlich musste ich zügig  aus Cannstatt zum Marienplatz im Stuttgarter Süden.

Deshalb bin ich, was ich sonst nicht tue, auf der Holzbrücke über den Neckar und über den Elefantensteg in den Rosensteinpark geradelt. Diese Verbindung ist für Radfahrer verboten. (Sie existiert auch inzwischen nicht mehr.) Hier dürfen eigentlich nur Fußgänger lang. Aber es fahren auch viele Radfaher, die nicht den Umweg über die König-Karls-Brücke und neuerdings auch durch die Umleitung am Leutze und dann über die Stadtbahnschienen zurück in den Schlossgarten nehmen wollen.



Die letzte Ampel, an der ich mit dem Rad halten und warten musste, war die am Rosensteinbunker über die Kreuzung Badstraße. Die nächste Ampel, an der ich wieder halten musste, war die am Ausgang der Fahrradstraße Eberhardstraße zum Rotebühlplatz. Dazwischen bin ich ganze 5,2 km geradelt, ohne ein einziges Mal anhalten zu müssen. Das ist genial!


Hier die Karte mit der Route. Man fährt am Bahndam entlang, über die beiden Brücken und hält sich im Schlosspark rechts vom Eckensee, fährt vor dem Neuen Schloss vorbei und über die Planie hinweg in die Marktstraße, wo die Fahrradstraße beginnt.



12 Kommentare:

  1. Ja, der Schlossgarten ist echt gut. Genial wäre er, wenn man durchgehend einen Radweg markieren würde. Die Brücken sind natürlich shared space mit Fussgängern, das passt ja auch. Aber es wäre im Sinne aller, wenn man die Wege deutlich trennt. Die Reisegeschwindigkeiten sind einfach zu verschieden...

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  2. Die Teilstrecke entlang dem Bahndamm wäre definitiv ein Anwärter auf Stuttgarts erstes Stückchen Fahrradschnellweg. Fußgängern bliebe dann dort immer noch der schmalere Parallelweg entlang der Sitzbänke.

    Vorteil: der östliche, gewundene Hauptweg, den die Fussgänger überwiegend nutzen, würde entlastet.

    Zugleich könnte man dann auf dem Schnellweg auch S-Pedelecs zulassen, ggfs mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Breit genug wäre er.

    AK.

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    1. Guter Vorschlag. Und ein Teilstück reinen Radweg gibt es ja auch nach der Brücke zum Neckartor hin.

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    2. Die Trasse entlang des Bahndamms ist wirklich gut, allerdings birgt sie für mich folgende Nachteile:

      - Aus Richtung Bad Cannstatt/Leuze in Richtung Innenstadt (und umgekehrt) ist dieser Weg, gerade seit dem Beginn der Bauarbeiten und dem Wegfall der Brücke über die B14, nur umständlich zu erreichen, länger als der direkte Weg über den östlichen Hauptweg und daher keine wirkliche Alternative mehr.

      - Das Südende der Teilstrecke am Brunnen ist schlecht gelöst. Der gerade "Schnellweg" endet hier quasi abrupt, gefolgt von einem engen und kurvigen Pfad, der Richtung Innenstadt auch noch steil bergan zur Brückenüberführung verläuft. Um die Strecke entlang des Bahndammes für Radfahrer wirklich attraktiv zu gestalten müsste man dieses Nadelöhr irgendwie entschärfen und den Weg geradliniger zugänglich machen.

      - Um aus der Bahndammtrasse wirklich einen echten "Schnellweg" für Radfahrer zu machen müsste der Untergrund nachgebessert werden, d.h. die kurzen Pflaster-/Steinplattenabschnitte entlang des Weges sollten ausgebaut und asphaltiert werden. Bei 30 km/h und 6-8 Bar Reifendruck ist Radfahren darauf nicht wirklich angenehm, und der Rahmen kommt so auch nur unnötig unter Stress. Des Weiteren sollten Fußgänger dann auf diesem Weg tabu sein, sonst kann man sich die Bezeichnung "Schnellweg" gleich schenken.

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    3. Leider steht es ja auch momentan gar nicht zur Debatte, am Bahndamm entlang eine Radschnelltrasse einzurichten. Ich fahre den Weg nicht sonderlich gern, wegen dieser gepflasterten Querstriemen, und weil man am Ende (stadtwärts) ziemlich zur Brücke hochkurven muss. Aber er wäre vermutlich der einzige, von dem man Fußgänger noch halbwegs abhalten könnte.

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  3. Meines Wissens gab es den Vorschlag schon, aber das Land (dem gehört der Schloßgarten) stellt sich quer.

    Der Radweg zum Neckartor wird leider zu gern von Fußgängern benutzt. Irritierenderweise gerade von Eltern mit Kinderwägen. Die immer ziemlich aggressiv reagieren wenn man sie fragt ob sie nicht auf die Cannstatter Straße ausweichen wollen ;-)

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    1. Stimmt. Bei uns in Stuttgart fahren noch nicht genügend Radfahrer. Die Fußgänger sind noch nicht daran gewöhnt, dass auf diesen Wegen ernsthaft Radler kommen und auch das Recht dazu haben. Aber das wird sich in diesem Sommer ändern. :-)

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  4. Der Schlossgarten ist im Winter gut, sonst sind zu viele Fußgänger aller Altersklassen unterwegs. Erst letzte Woche (bei schönstem Wetter) habe ich einen Unfall zwischen Radfahrer und Fußgängern gesehen, es ist einfach zu eng. Den Vorschlag mit dem parallel zu den Gleisen führenden (Schnell)Radweg habe ich auch schon öfters "vorgetragen", leider ohne Erfolg.
    Das Beste ist, dass man frei vom Druck der drängelnden und quengeligen Autofahrer sein eigenes Tempo fahren kann über eine lange Strecke, umgeben von gepflegten Rasenflächen usw.
    Das ist weit und breit einzigartig!
    So müsste die Radstraße um den Breuninger rum auch sein, da wär dann mehr Radverkehr.
    Gruss vom Fellbacher

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    1. Das Problem mit der Fahrradstraße um den Breuninger ist, dass zu viele Leute diese im Bereich des Marktplatzes als Fußgängerweg wahrnehmen und allzu oft auch ohne jegliche Umsicht betreten/überqueren.

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  5. Die Wahl der Route im Schlossgarten wird noch von etwas ganz anderem bestimmt - nämlich "perceived distance" (siehe Jan Gehl, Cities for People).

    Die Strecke entlang des Bahndammes ist ja mittlerweile als Fahrradstrecke vorgesehen und an den Abzweigestellen mit einem Fahrradpfeil markiert, trotzdem fahre hier nicht nur ich (wie z.B. die Strava Heatmap zeigt) lieber die sich windende Strecke (vorrausgesetzt das Wetter ist nicht zu schön und Sonntag obendrauf und das ganze wird zum Slalom).

    Warum ist einfach gesagt - es macht mehr Spaß und ist kurzweiliger. Auf der langen geraden Allee wirkt die Strecke um einiges länger, um nicht zu sagen monoton.

    Aspekte wie dieser unterscheiden das Fahrradfahren ganz wesentlich vom Autofahren, werden aber bei der Konzeption und Ausweisung von Radrouten noch kaum beachtet. Der Radweg wird in erster Linie als Infrastruktur behandelt und nicht als öffentlicher Raum. Dieses Verhältnis neu zu bewerten und in die Gestaltung der Infrastruktur aufzunehmen macht einen ganz wesentlichen Anteil des Potentiales aus unsere Städte für das Fahrrad neu zu ordnen.

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  6. Übrigens geht Mischverkehr im Park ziemlich gut, sobald Fußgänger und Radfahrer aneinander gewöhnt sind und sich respektieren - bestes Beispiel ist der Vondelpark in Amsterdam, der sowohl als Erholungsraum dient als auch Teil einer frequentierten Radverbindung stadteinwärts dient.

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    1. Darüber habe ich schon geschrieben, dass der Mischverkehr im Schlossgarten gut geht. Aber nur dort, wo keine Fahrradwege ausgewiesen sind. Und stimmt, auch ich fahre die Platanenallee nicht gern, weil sie mir zu langweilig ist. Und weil sie diese seltsamen Schmuckpflaster-Hoppelstellen hat. Und rechte Winkel als Kurven. Aber es gibt Leute, die finden diese Strecke besser.

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