10. Juli 2013

Der aggressivste Verkehrsteilnehmer

ist nicht der Radfahrer, auch nicht der Fußgänger, sondern der Autofahrer. Das Aggressionspotenzial ist abhängig von der Geschwindigkeit, die man mit seinem Gerät fahren kann, wenn einem nichts im Weg eist. 

Heute musste ich wieder mal die Alte Weinsteige hinauf. Mit dem Pedelec. Mein Tempo war 11,5 km/h, wo ein Normalradler zwischen 5 und 9 Stundenkilometern fährt. Dieser Sprinter passierte das Einabahnstraßenschild -- roter Kreis mit weißem Balken -- und musste in eine Parklücke ausweichen, um mich hoch zu lassen. Als ich ihn passierte, schrie mir der Fahrer aus dem Seitenfenster ins Ohr: "Bei dem Tempo könnt' man doch auf dem Gehweg fahren."


Ich war perplex. Erstens darf er mir nicht entgegen kommen, die Durchfahrt bergab ist für Autos verboten, zweitens darf ich bergauf nicht auf dem Gehweg radeln (er ist nicht freigegeben) und drittens: Ja, Himmel, einem Auto hätte er auch ausweichen müssen! Die geparkten Autos stehen ja auf der bergabseite. Und warten muss der, der dass Hindernis auf seiner Seite hat.

Frechheit steigt offenbar mit der Illegalität des eigenen Fahrverhaltens.


Es ist immer immer eng, wenn sich Radler und (illegal) herabkommende Fahrzeuge begegnen. Der Autofahrer MUSS übrigens warten und ausweichen, denn er hat das Hindernis, die geparkten Fahrzeuge, auf seiner Seite. Der Radler hat Vorrang. Erstens, weil er bergauf fährt (hole nie einen Berauf-Radler aus den Pedalen, denn für ihn ist das Anfahren am Berg wirklich schwierig) und zweitens, weil er auf seiner Fahrbahnspur fährt, während die Spur der Herabkommenden zugeparkt ist. Dieser Autofahrer hier macht es richtig.

Noch mal zur Erklärung: Bei der Wielandshöhe steht ein Straßenschild, die Einfahrt verbietet, dasselbe Schild, das auch am Ausgang von Einbahnstraßen steht, ein Durchahrtverbotsschild.
Es ist nur Taxis und Radlern erlaubt, gegen hier weiterzufahren . Leider schicken viele Navis die Autofahrer die Alte Weinsteige hinunter. Und die Schranke ist auch oben.
(Sie wird nicht mehr geschlossen, weil die Autos inzwischen zu breit sind und nicht mehr durchkommen. Wir lachen. Wäre die Schranke nicht, damit Autos nicht durchkommen? Tja, Taxis wollen halt durch.) Das mag dazu führen, das manche glauben, das Schild gelte nur bei heruntergelassener Schranke. Die soll aber eigentlich nur unterstreichen, dass Autofahrer nachmittags zwischen 15 und 19 Uhr die Alte Weinsteige auch nicht hinauf fahren dürfen.

Man braucht sich nur fünf Minuten an die Alte Weinsteige stellen und sieht ein Auto nach dem anderen herunter kommen. (Auf dem Foto links sieht man übrigens diesen Transporter, dessen Fahrer mit angerüffelt hat, ich solle gefälligst auf dem Gehweg fahren.)

Ich habe ihn zufällig vorher schon fotografiert, weil ich es faszinierend fand, wie viele Autos eines nach dem Andern durchs Einfahrtverbot hindurch runter kommen.


Dieser Fahrer wendet, vielleicht weil er das Schild respektieren wollte, vielleicht auch nur, weil er mich mit der Kamera sah.

Fußgänger sind übrigens mit Abstand die friedlichsten Verkehrsteilnehmer. Sie haben eine unendliche Geduld, weichen freundlich aus, auch wenn ein Kampfradler oder ein Autofahrer sie scheucht.

Etwa diesem Radler, der die Nervenstärke nicht besitzt, auf der Fahrbahn hochzuradlen (verstehe ich jetzt) und darum den Gehweg nimmt. Wo er mitten durch Fußgänger muss.






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